Mittwoch, 12. Dezember 2012

Allabend

Du sitzt in deiner Wohnung, in deinem Zimmer. Du sitzt am Schreibtisch, vor dir flimmert der Bildschirm deines Laptops. Im Hintergrund läuft leise Musik. Du starrst in die nicht vorhandene Leere zwischen deinem Laptop und der Schreibtischplatte. Man könnte meinen, du willst mit purer Sehkraft den Computer durch die Pressholzplatte drücken. Gegen den Takt der Musik tickt die Uhr an der Wand unaufhörlich. Immer weiter und weiter. Jedes Mal ärgerst du dich darüber, dass sie nicht im Takt zur Musik ticken kann. Dein Kopf ist so schwer, dass du ihn auf deinem Arm stützen musst. Du strahlst Müdigkeit aus. Unsagbarer Erschöpfung. Dein Körper ist schwer. Dein Kreislauf absolut lahm gelegt. Deine Augen sind beinahe geschlossen. Sie sind gerade soweit offen, dass sie registrieren können, wenn sich etwas im Nachrichtenfenster auf dem Computerbildschirm ändert. Du versuchst deinen Atem flach zu halten. Bei jedem Atemzug der den Rückweg aus deiner Lunge antritt, achtest du darauf, so zu atmen, dass du keinen Hustenreiz auslöst. Der steigert deine sowieso unerträglichen Halsschmerzen sonst ins unermessliche. Du hast den Drang, mit jemandem zu kommunizieren. Doch nicht durch den PC. Du siehst dein Mobiltelefon neben dir auf dem Tisch liegen, doch hast du nicht die Kraft deinen Arm auszustrecken, das Telefon in die Hand zu nehmen und jemanden aus deinem Kontaktbuch auszusuchen, nur um mit ihm über unwichtige Nichtigkeiten zu sinnieren. Dem zur Folge lässt du es sein und starrst weiter den Laptop durch die Tischplatte.
So verbringst du jeden Abend. Es sei denn, du gehst doch mal aus dem Haus. Dann aber auch nur, um in einer Kneipe mit anderen Menschen zu sitzen und deine Gedanken mit Alkohol und Zigaretten abzutöten.
Die gähnende Leere aber wird bleiben. Sie wird dir weiterhin deine Kraft rauben, bis nichts mehr davon übrig ist.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

irgendwie kenn ich das von mir. schade eigentlich..

Traumkirschen hat gesagt…

Gedanken töten, Gefühle töten, Gefühle die schon tot sind.. Leere entsteht, durch zu viele Gefühle, zu viele, bis sie irgendwann so viele sind, dass sie weg gehen. Weil du sie nicht mehr aushalten kannst.
Nur ohne, geht es auch nicht.

Traumkirschen hat gesagt…

Ich wünsche dir ein gesundes und zufriedenes neues Jahr 2o13, und dass du irgendwie ankommen kannst, und weniger oft in dir selbst so verloren bist. Du bist gut Mister, vergiss das nicht.